„Was sollen wir denn tun?“, fragen die Menschen Johannes den Täufer.
Der Angriffskrieg in der Ukraine, der sich schon über mehr als 1000 Tage streckt, das Pulverfass im Nahen Osten, der Klimawandel, der mit voller Härte und viel schneller als erwartet Einzug hält. All das lässt mich ängstlich und hilflos werden. „Was sollen wir tun? Was kann ich tun? Was kann ich schon ändern?“ Ich stelle diese Frage angesichts der großen Krisen dieser Welt, ich stelle sie aber auch, wenn ich mich verletzt oder alleingelassen fühle oder Angst habe. Diese Frage ist resignierend, hoffnungslos und eigentlich erwarte ich keine Antwort.
Johannes der Täufer hat aber eine Antwort. Kurz gesagt lautet sie: „Leb so, dass es dir und deinem Umfeld gut gehen kann.“ Diese Antwort ist auf den ersten Blick sehr einfach, auf den zweiten wäre sie weltverändernd: Es ist der Aufruf zur Menschlichkeit. Der Appell an mich und an jeden von uns, immer und mit jeder und jedem, der uns gegenüber steht, menschenwürdig umzugehen. Immer im Auge zu haben, auf mich, auf meine Mitmenschen und auf die Welt aufzupassen.
Vielleicht als Neustart in ein menschliches Leben hat Johannes der Täufer begonnen, die Menschen mit Wasser zu taufen. Er hat ihnen symbolisch ihre Sünden und das, was sie belastete, mit Wasser abgewaschen.
Er kündigte aber einen anderen an, einen, der mit Feuer und dem heiligen Geist taufen würde.
Was ist der Unterschied, was bedeutet es für uns, mit Feuer und dem Heiligen Geist getauft zu sein? Wasser rinnt herab, trocknet. Auch nach dem Abwaschen kann ich wieder schmutzig werden. Mit Feuer getauft zu sein, ist ein Versprechen. Ein Versprechen von Gott an uns, dass ein Feuer in uns brennt, das nie versiegen kann. Manchmal, in guten Zeiten, brennt es hell und warm. Dann strahlen wir von innen heraus, sind erfüllt mit dem Geist und der Liebe Gottes und sind auch imstande, diese Liebe weiterzutragen.
In weniger guten Zeiten ist es schwieriger, dieses Feuer, diese Wärme in uns zu spüren. Aber wir haben die Zusage, das Feuer ist da und auch in den dunkelsten Stunden brennt es in uns. Haben Sie schon einmal in einem stockdunklen Raum eine Kerze angezündet? Eine noch so kleine Flamme schafft es, sogar den hintersten finsteren Winkel mit ein wenig Licht zu versorgen.
Und so ist es mit der Liebe Gottes. Auch wenn es noch so dunkel in unserem Leben zu sein scheint. Die Liebe Gottes brennt in uns, unauslöschbar. Wir können niemals tiefer fallen als in Gottes Hand.
Die Feuertaufe ist ein Geschenk an uns. Ich meine, dass sie aber auch ein Auftrag ist. Feuer wird, wenn man es teilt, wenn man es weitergibt, nicht weniger, sondern mehr. Auch die Liebe besitzt diese Eigenschaft.
Wir haben den Auftrag, die Liebe Gottes weiterzugeben, sie unter die Menschen zu bringen. Besonders unter die, deren schwerer Rucksack den Blick auf das eigene innere Feuer gerade verdeckt. Wenn wir ein Stück mit diesen Menschen mitgehen, wenn wir unsere Flamme mit ihnen teilen, durch tatsächliche Unterstützung, ein gutes Wort, eine Umarmung oder einfach nur durch unser Da Sein, dann wird das Feuer der Liebe Gottes für diese Menschen aber auch für uns heller und wärmer.
Ursula Hois
Ein Gedanke zu „Was sollen wir denn tun?“
Liebe Ursula,
Danke für Deine erste Ansprache.
Wir gratulieren Dir ganz herzlich
Elisabeth und Heinz