Schauen wir im Kirchenraum um uns, sehen wir: Im Advent haben wir uns bereits mit den Wegen zur Krippe beschäftigt. Bei der Lektüre der biblischen Texte des Tages fällt wiederum ein ähnliches Motiv auf: Menschen auf dem Weg.
Der Prophet Jesaja, beziehungsweise seine Schüler schreiben in der heutigen Lesung von Nationen, die nach Jerusalem wandern und die Ruhmestaten des Herrn verkünden. Doch warum genau kommen diese Nationen und huldigen dem Wirken Gottes?
Eine Verständnishilfe bietet der Blick auf den historischen Kontext: Der Text ist in der Zeit nach dem babylonischen Exil um 515 v. Christus entstanden. Nach den dunklen Jahren in der Gefangenschaft, kann das Volk Israel wieder Hoffnung schöpfen. Gott ist da, er holt sein Volk heim. Die Freude darüber, dass Gott Israel befreit hat, wird verkündet.
Die Juden ziehen also nach Jerusalem, in ihr kultisches Zentrum zurück, um ihren Gott zu huldigen. Sie sind erfüllt von Dankbarkeit und Freude, wieder heimkehren und die Gefangenschaft hinter sich lassen zu können.
Im heutigen Evangelium hören wir dann von den Sterndeutern. Sie kamen aus dem Osten, da sie einen Stern aufgehen haben sehen. Kürzlich erläuterte der bekannte Physiker Harald Lesch: Zur Zeit der Volkszählung unter König Herodes hat es tatsächlich eine besondere Himmelskonstellation gegeben: Jupiter und Saturn begegneten sich. Diese markante Lichterscheinung am Himmel wurde als Zeichen angesehen: Im Westen muss etwas Wichtiges passiert sein – eine Aufforderung sich zu bewegen. Die Sterndeuter in Babylon konnten damals bereits berechnen, dass diese Konjunktion noch 2x im selben Jahr auftreten würde, und machten sich auf den Weg. Und sie haben etwas Besonderes gefunden: Gott im neugeborenen Jesus – die Konkretisierung der Idee, die unsere tiefsten Glaubensgrundsätze bis heute formt: Du bist aufgehoben in einer Welt, die dich – ganz egal wie du bist – will.
Und aller Wahrscheinlichkeit nach haben die Sterndeuter diese göttliche Botschaft in der damaligen Welt, geprägt von Mord und Totschlag, nach ihrer Heimkehr zuhause auch weitererzählt.
Und Ähnliches haben unsere Sternsingerinnen und Sternsinger in den letzten Tagen getan: So wie die Sterndeuter sich auf den Weg machten, sind auch wir umhergezogen: Zwar nicht auf der Suche nach einem Stern, aber mit einer anderen klaren Mission, nämlich dem Wunsch nach einer besseren und gerechteren Welt, ganz im Sinne des zuvor genannten Glaubensgrundsatzes.
Heuer waren 21 Kinder, 22 Jugendliche und 10 Erwachsene in 27 Gruppen unterwegs. Mit den gesammelten Spenden unterstützen wir besonders hilfsbedürftige Menschen in Nepal: Fast die Hälfte der Bevölkerung lebt dort unter der Armutsgrenze. Besonders die Kinder und Jugendlichen leiden darunter. Vielen fehlt der Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäreinrichtungen und medizinischer Versorgung. Oft ist kein Geld da, um die Kinder in die Schule zu schicken. Stattdessen heißt die Realität Kinderarbeit: auf Baustellen, in Ziegeleien, in Hotels, Massagesalons und Tanzbars, wo sie schutzlos Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt ausgesetzt sind.
Die Partnerorganisation Yuwalaya setzt bei der Bekämpfung dieser Lebensumstände besonders auf die Vermittlung von Kinderrechten: In sogenannten „Child clubs“ lernen die Kinder sich gegen Gewalt und Ausbeutung zu wehren. Lehrkräften wird dazu verholfen, Schulen zu sicheren Orten für Kinder zu machen.
Das Opportunity Village in Nepal engagiert sich vor allem im Bereich der medizinischen und psychologischen Versorgung, um erlittene Traumata zu bewältigen. Junge Frauen werden mit Berufsausbildung und Startgeld unterstützt, sodass sie sich ihre eigene Lebensgrundlage aufbauen können.
Mit einem Sammelergebnis von 17.932,57 Euro kann unsere Pfarre diese zwei Hilfsprojekte unterstützten und dem Wunsch nach einer gerechten Welt somit ein bisschen näherkommen.
Dafür möchte ich herzlich Danke sagen. Danke allen Spenderinnen und Spendern für offene Herzen und offene Geldbeutel, und auch danke allen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die als Sternsinger*innen und als Begleitung unterwegs waren, danke allen Personen, die sich bereit erklärt haben, die Sternsingergruppen nach einem anstrengenden Tag zu verköstigen und wieder zu Kräften kommen zu lassen und danke auch an Raphael Strasser und Paul Schwarzinger, die mich bei der Organisation der Sternsingeraktion unterstützt haben.
Der Weg unserer Sternsinger*innen und Sternsinger ist heuer also zu einem guten Ende gekommen und nächstes Jahr werden wir ihn in unserem Pfarrgebiet wieder gehen, um das Gebot der Nächstenliebe zu leben.
Text: Hemma Bauer Fotos: Andrzej Gorgol
Ein Gedanke zu „Wort-Gottes-Feier mit den Sternsingern“
Es war eine Freude mitzufeiern und zu erleben dass sich so viele junge Menschen nicht nur beim Sternsingen eingebracht haben sondern auch beim Gottesdienst.