Keine Privatangelegenheit Marias ist es, dass Gott sie von der Erbsünde befreit hat, sondern es ist die Grundlage für unsere Erlösung. Das erläuterte Diakon Rudolf Bittmann in der Predigt am Fest Mariä Empfängnis.
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Auch wenn die Erzählung aus dem Buch Genesis sehr schlicht und einfach, geradezu naiv daher kommt, öffnet sie doch einen interessanten Blick auf uns.
Da ist die Frau, sie übertritt ein Gebot, das erscheint ihr nicht schlimm. Sie denkt sich nichts dabei und sie zieht den Mann in ihr Handeln mit hinein. Als sich dann herausstellt, dass der Ungehorsam ernste Folgen hat, sagt der Mann: die Frau hat mich verführt, sie ist schuld, nicht ich. Und die Frau sagt: die Schlange hat mich verführt, die ist schuld, nicht ich.
Und diese Frau, so heißt es, wird zur Mutter aller Lebenden.
Hier finden wir uns ja tatsächlich. Nicht nur, dass auch wir die Schuld für unsere Fehlleistungen gerne überall suchen und finden, nur nicht bei uns selbst. Wir sind ja tatsächlich hineingeboren in eine Verstrickung des Bösen. Wir haben diese angeborene Schwäche, trotz aller guten Vorsätze und trotz der eigenen Möglichkeiten und der Freiheit zum Guten immer wieder falsch zu handeln, zu sündigen. Erb – Sünde eben.
Wir wissen heute aus der Psychologie, dass Täter meist früher Opfer waren, oder umgekehrt, dass aus Opfern Täter werden. Wir geben weiter, was an uns verschuldet wurde und werden so selber schuldig, auch, wenn wir das oft gar nicht wollen. Uns so war es bei allen vor uns und so wird es bei allen nach uns sein. Schuld, die immer weitergegeben wird, über alle Generationen.
Ist die Situation ausweglos, gibt es kein Entrinnen?
Wir könnten es so machen, wie es Adam versucht hat. Der sagt: die Frau, die du, Gott, mir gegeben hast, die ist schuld. Also eigentlich bist du schuld. Du hast die Welt und uns so gemacht. Also gib nicht uns die Schuld, sondern trag sie selber.
Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit – nämlich den Teufelskreis durchbrechen. Und von dieser Möglichkeit spricht das heutige Fest. Ein Mensch, eine Frau, blieb befreit von der Verstrickung des Menschen in das Böse. In dieser Frau Maria wurde die verheerende Spirale unterbrochen. Weil Gott Mensch werden wollte, sollte dieser Mensch gewordene Gott eine menschliche Mutter haben, die nicht schuldig wird an ihm. So, dass er mit dieser Mutter heranwachsen konnte wie jedes andere Menschenkind, aber ohne, dass die überkommene Schuld an ihn weitergegeben wurde.
Tatsächlich ist Gott auch der Aufforderung, die Schuld selbst zu tragen nachgekommen. In Jesus. Der hat unsere Schuld getragen. Es ist ihm soviel schlimmes Unrecht angetan worden von Menschen, von Menschen wie du und ich, von Menschen, die Böses tun, weil sie Böses erlitten haben. Jesus hat all das Unrecht auf sich genommen ohne es weiterzugeben an andere.
Dass er das konnte, dass sein Gottesbild so klar und seine Gottesbeziehung so vertrauensvoll war, das verdankt der Mensch Jesus seiner Mutter, in der Gott schon vorher den Teufelskreis der Sünde für ihn und für uns durchbrochen hatte.
Am heutigen Fest geht es darum, dass Gott den aussichtslosen Kreislauf – das Schuldigwerden, weil andere an uns schuldig geworden sind – an einer Stelle durchbrochen hat, um so uns allen einen Ausweg zu eröffnen.
Gott hat Maria zur Begnadeten gemacht, als er sie vor dieser Allgemeinschuld bewahrte. Und gleichzeitig hat er uns zu Begnadeten gemacht, weil er damit unsere Erlösung durch seinen Sohn Jesus ermöglicht hat.